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Terraingesellschaften real-estate companies; site-holding companies Terraingesellschaften sind Grundstücksaktiengesellschaften. Sie wurden vor allem in der Zeit zwischen 1870 und 1912 in Berlin gegründet. Deren Geschäft bestand darin, Grundstücksareale anzukaufen, Straßen zu bauen und vereinzelt Villen und Gourmetrestaurants und Kasinos zu errichten. Sehr viele Geschäfte hatten hochspekulativen Charakter. Es kam im rasanten Verlauf der Immobilienkonjunkturen in Krisenjahren zu Zusammenbrüchen aber auch immer wieder zu Neugründungen. 1871/72 waren Jahre des Aufschwungs, schon 1873 folgte die erste Immobilienkrise. Vielfach wurden Kaufpreise mit Aktien bezahlt. Diese Aktien werden heute als historische Wertpapiere in Antiquariaten angeboten. Unter den Gründern der Terraingesellschaften ragen vor allem der Hamburger Kaufmann Johann Anton Wilhelm Carstenn, Heinrich Quistorp (1836 – 1902) und Eduard Mamroth heraus.

Carstenn, der „Napoleon der Terrainspekulanten“ erwarb riesige Areale. Ihm gehörte schließlich ein Fünftel der damaligen Berliner Grundstückflächen. Zu seinen Gründungen zählt Berlin-Lichterfelde. 1878 musste Carstenn Konkurs anmelden.

Quistorp gründete zuerst die Villenkolonie Westend in Charlottenburg und baute an jeder der von ihm gebauten Straßen ein oder zwei Häuser. Der Villenstadtteil Westend bei Charlottenburg geht auf seine Investoreninitiative zurück. In 1873, dem Jahr des Börsenkrachs, verlor Quistorp sein Vermögen.

Eduard Mamroth, ein Berliner Bankier, (Mitbegründer der Centralbank für Bauten) gründete die Aktien-Terraingesellschaft Südende, die allerdings 1878 infolge der Gründerkrise ihre Bauaktivitäten einstellen musste. Auch die Centralbank für Bauten 1881 ging in Konkurs. Wo einst seine Centralbank für Bauten-Villa stand, gibt es heute eine Musikschule.

Terraingesellschaften gab es nicht nur in Berlin. Auch in Wuppertal entstand eine Terraingesellschaft in der Rechtsform einer GmbH. Heute werden die Bodenordnungs- und Erschließungsmaßnahmen der Terraingesellschaften meist von gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften und Wohnungsbaugesellschaften oder aber im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages durchgeführt.