Über viele Jahre hinweg befanden sich die verschiedenen Teilmärkte der Immobilienwirtschaft im Gleichgewicht. Die krisenhaften Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit haben zu Veränderungen geführt. Während die Preise für Wohnimmobilien in den letzten eineinhalb Jahren erstmals sanken, stiegen die Mieten kontinuierlich an. 

 

Die Entwicklung der Mietpreise, insbesondere der Neu- und Wiedervermietungsmieten, hat spätestens seit Anfang 2023 mit zweistelligen Steigerungsraten eine ungewöhnliche Dynamik angenommen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sind die Mieten inserierter Bestandswohnungen in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 7,6 Prozent auf 10,21 Euro pro Quadratmeter nettokalt gestiegen. In den kreisfreien Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern stiegen sie sogar um elf Prozent auf 13,30 Euro. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Wohnungs-, Miet- und Baukrise ist eine Trendwende nicht absehbar, im Gegenteil: Nahezu alle Experten gehen von weiter steigenden Mieten aus.

 

Der Deutsche Mieterbund, DMB, befürchtet „bei einer Trendfortsetzung mit zweistelligen Mietpreissteigerungen letztlich (einen) Zusammenbruch des Mietmarktes. (...) Denn die hohen Angebotsmieten von heute fließen in die Mietspiegel und damit in die Bestandsmieten von morgen ein“, so DMB-Präsident Lukas Siebenkotten. Der DMB fordert daher vom Gesetzgeber eine wirksame Begrenzung der Mieterhöhungsspielräume.

 

Das Auseinanderdriften von Mieten und Immobilienpreisen ist eine Folge der vorangegangenen Corona- und Energiekrise. Diese führten zu einer hohen Inflationsrate und einem außergewöhnlichen Zinsanstieg. Auf dem Immobilienmarkt sind die Preise gefallen, der Bauwirtschaft fehlen Aufträge, die Neubauzahlen gehen drastisch zurück, auf dem Mietmarkt fehlen mehrere hunderttausend Wohnungen. 

 

Die aktuelle Situation verunsichert sowohl Miet- als auch Kaufinteressenten. Der laufende Prozess wird sich mit der Stabilisierung der Zinssituation wieder normalisieren. Bis dahin ist Geduld gefragt. Wer jetzt dringend eine neue Wohnung braucht, sollte sich sowohl auf dem Miet- als auch auf dem Kaufmarkt nach Immobilienangeboten umsehen. 

 

 

(Foto: © Karsten Paulick, Pixabay)

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