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Renaissance Renaissance Die Renaissance (franz. Wiedergeburt, ursprünglich ital. Rinascita) ist eine kulturell, politisch und wissenschaftlich von der Antike inspirierte Epoche in Europa (15. bis 16. Jahrhundert). Mit der Renaissance endet das Mittelalter und beginnt die bis heute andauernde Neuzeit. Die Spätrenaissance bezeichnet man in ihrer Überzeichnung der Formensprache auch als Manierismus, der dann vom Barock abgelöst wurde.

Die italienische Region ist die Wiege und Mittelpunkt der Renaissance. Schon im 14. Jahrhundert gab es in Italien Vorboten (zum Beispiel der Maler Giotto). Als dann Vitruvs Schriften (1. Jahrhundert v. Chr.: „De Architectura“), das umfassendste Zeugnis der klassischen antiken Bauweise, im Mittelalter wiederentdeckt und in der Renaissance verbreitet wurde, entstand ein großes Bedürfnis nach den kulturellen und humanistischen Idealen der Antike.

Die teilweise erhaltenen Bauten und freigelegten Ruinen, die als Vorbilder für die neue Bauweise heran gezogen wurden, erleichterten das Studium der Antike sehr, aber sie wurde nicht naiv kopiert, auch wenn die grundlegende Ordnung erhalten blieb.

Verstärkt wurde diese Wiedergeburt nach der Eroberung Konstantinopels durch das Wissen der byzantinischen Flüchtlinge. Im Gegensatz zum mittelalterlich christlichen Westen wurde dort antikes Kulturgut weiter entwickelt und angewandt. Von den italienischen Staaten aus überzog die Renaissance ein wenig zögerlich Europa, schlussendlich auch England. Dadurch dürfte die Kernzeit der Renaissance in Europa zwanzig Jahre nicht überschreiten.

Doch gibt es regional unterschiedliche Annäherungen an den neuen Stil: Während beispielsweise in Italien eine umfassende Anlehnung an die Antike dominierte, verbinden sich in anderen europäischen Gebieten die antike Formensprache mit der des Mittelalters. In den deutschen Staaten befasste man sich vorerst besonders mit ihrer geistes- und naturwissenschaftlichen Komponente, weniger mit der kulturellen.

Auffällig ist die Rückbesinnung auf die humanistischen und wissenschaftlichen Werte der Antike und damit die deutliche Abkehr von den mystischen und bodenständigen Idealen des Mittelalters. Kulturell fand die Sehnsucht nach einer allgemeinen künstlerischen Ordnung (zum Beispiel der Goldene Schnitt, Säulenordnung) ihren Ausdruck - bestenfalls nach den Maßen der Menschen (zum Beispiel Leonardos vitruvianischem Menschen) und die naturrealistische, doch konstruierte Darstellung (zum Beispiel die Zentralperspektive von Masaccio). Das Selbstbewusstsein verdeutlicht sich im Umgang mit den Statuen, die - aus der gotischen Umklammerung von der Architektur befreit - auf frei stehenden Postamenten das Abbild des Menschen zeigten (zum Beispiel David von Michelangelo, Florenz).

Schon zum Ende der Spätgotik kündigten sich bahnbrechende Veränderungen an: Gutenbergs Buchdruck ermöglichte eine flächendeckende Verbreitung von Wissen. Mit seinem forschen Auftreten leitete Luther durch die Reformation die Aufhebung einer einzigen religiösen Macht ein. Durch Handel und Expansion reich und mächtig gewordene Stadtstaaten (zum Beispiel Florenz), und Monarchien (zum Beispiel Spanien, Frankreich) entstand ein weit verzweigtes politisch agierendes, wirtschaftliches Netz.

Der größte Auftraggeber für Kulturgüter war immer noch die christliche Kirche. Die Idealform des Sakralbaues war der Zentralbau, der oft aus pragmatischen Erwägungen mit dem Langhausbau kombiniert wurde. Doch auch das durch Reichtum erstarkende Bürgertum (Medici in Florenz, Fugger in Augsburg) und die Aristokratie nutzten den wohlproportionierten, klaren Gestaltungsstil für ihre prunkvolle Selbstdarstellung: Es entstanden Wohn-, Zunft-, Rathäuser sowie Schlossbauten.

Ist die Gotik gekennzeichnet von der Vertikalen, dann hebt die Renaissance die Horizontale hervor. Das zeigt sich in einer gedrungen Bauweise und der Hervorhebung der Geschosse durch Gesimse. Die spitzen Bögen werden flacher. Architrave bildeten oft den Sturz. Als obere Raumabschlüsse herrschten Tonnengewölbe oder ebene Decken mit Kassettenornamentierung vor. Die Treppengiebel wurden von optisch liegenden und mit antiker Ornamentik versehenen Ziergiebeln abgelöst. Häufig wurde der gotische Giebel lediglich durch die Formensprache der Renaissance ersetzt. Das Portal und Fenster sind eingefasst von Philastern und unter anderem griechisch anmutenden Dreiecksgiebel, Architrav oder römischen Rundbögen.

Bevorzugt werden Grundformen: Grundrisse basieren gern auf Kreis oder Quadrat und sind ebenso wie die Fassaden harmonisch und symmetrisch angelegt. Die Baumeister der italienischen Gesamtkunstwerke waren in aller Munde (Brunelleschi, Bramante, Michelangelo, Palladio und viele mehr). Im nördlichen Raum kam überwiegend die außerordentliche Handwerkskunst (zum Beispiel beim Beschlag- oder Schweifwerk) zum Tragen. Das Vertikale der Gotik wurde integriert, genauso wie eine Imitierung der antiken Ordnung, deren beider Merkmale und Ornamentik miteinander kombiniert wurden.