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Romanik romanesque (architecture) Die mittelalterliche Epoche der Romanik ging vom heutigen Frankreich aus und dauerte vom 10. Jahrhundert bis Mitte des 12. Jahrhunderts an, bis sie von der Gotik abgelöst wurde. Die Ausbreitung des vorromanischen und romanischen Kulturstiles folgte der Ausbreitung abendländischer Großmächte vom Mittelmeerraum nach Nord- und Osteuropa.

Das römische Imperium der Antike wurde vom Byzantinischen Reich (östlicher Mittelmeerraum) und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen (nördlich der Alpen) abgelöst. Verschiedene ethnische Völker wurden zu Großmächten zusammengeführt, die mit kleineren Königs- und Fürstenhäusern politische Verbindungen eingingen. Gemeinsam war ihnen der christliche Glaube. Von Süd nach Nord kommend vertrieb er allmählich den Glauben an die vielen Götter der verschiedenen Lebensbereiche. Auf der iberischen Halbinsel gab es das Reich der islamischen Mauren (Mudéjarstil), deren kulturelle Errungenschaften das immense Wissen der Antike aufgriff und eigenständig weiter entwickelte. Vieles von diesem Wissen ging im christlichen Raum verloren und wurde erst Jahrhunderte später wieder aktuell.

Aus dem Glauben an den christlichen Gott, vertreten durch den Papst, entwickelte sich ein umfangreicher Einfluss auf die Menschen, deren Lebensweise, Politik und Kultur. Der Unmut über die islamische Besetzung der Urzelle des Christentums (Palästina) fand ein großes Echo. Die Folge waren die Kreuzzüge ins Heilige Land. Das christliche Heer war Nationen übergreifend aufgestellt und förderte die Verbreitung des romanischen Baustils. Folgerichtig wurden in diesem neuen, dem romanischen Stil überwiegend sakrale Bauwerke geschaffen. In der Anfangsphase waren Auftraggeber, Baumeister und ausführende Handwerker Angehörige der christlichen Kirche. Später wurden Handwerker und Baumeister aus dem Volk zur Hilfe heran gezogen.

Die romanischen Gotteshäuser sind steinerne, kompakte Gebäude, die sich in zwei Typen unterscheiden lassen: Eine Nachahmung der antiken Basilika und dem Zentralbau. Die Basilika besteht aus dem Langhaus, das gelegentlich in einer halbrunden Apsis endete. Längsseits flankieren diesen Hauptkörper niedrige Seitenschiffe. Später ergänzte ein Querschiff die antike Gebäudeform. Die Grundrisse des Zentralbaus sind kreisförmig, quadratisch, kreuzförmig oder mehreckig. Mauern von burgähnlichen Querschnitten tragen die Tonnen- und später die Kreuzgewölbe beider Gebäudetypen. Diese blockhafte, schwere Bauart wird durch Türme, bisweilen auch Doppeltürme und Nebengebäude aufgelockert.

Charakteristisch für die Romanik sind die Rundbögen, die dennoch keine technische Neuerung der Romanik darstellen. Die Pfeiler tragen die Lasten der darüber liegenden Bauteile, so dass auf geschlossene Wände zwischen den Kirchenschiffen verzichtet werden konnte. Im Zusammenhang mit größeren Spannbreiten der Gewölbe entstanden fließende Räume, die im Obergarden von schmalen Fenstern beleuchtet wurden. Obschon Kirchenschmuck im Inneren von Bedeutung war (Ornamente, aufwändig gestalteten Säulen, Fenster), wurde dem Äußeren vorwiegend erst ab der Hochromanik Kunst am Bau zuteil. So wurden unter anderem die Gebäudelasten aufnehmenden Stützen und Kapitelle von Steinmetzen zu Statuen behauen.

Profanbauten aus der Romanik sind wenige erhalten. In vorromanischer Zeit entstanden die Kaiserpfalzen, die dem gegenwärtigen Kaiser nebst Hofgefolge Wohnstatt boten, wenn dieser regierend durch die weitläufigen Teile seines Reiches zog. Diese Tradition setzte sich auch in der Romanik fort. Es entstanden Pfalzen in der romanischen Ära, von denen nur Reste vorhanden sind. Auch Burgen und Kastelle stammen aus dieser Zeit. Diese dienten der Verteidigung: Eine erhöhte Anlage, umgeben von schützenden Mauern, mit strategisch verteilten Türmen, die einen umfassenden Blick in die Ferne und unterhalb der Burgmauern ermöglichten. Innerhalb dieser Mauern befanden sich mehrere Gebäude aus behauenem Gestein oder aus Holzfachwerk, in denen Mensch und Vieh lebten. Zinnen (Brustwehr der Wehrmauern), Erker, Gesimse, Maueröffnungen, sowie Fenster wurden überwiegend geometrisch gestaltet, was nicht nur der verteidigenden und konstruktiven Funktion geschuldet war. Wohnhäuser existieren heute nur noch vereinzelt, zumeist in einigen Teilelementen, die von Umbaumaßnahmen unberücksichtig blieben. Das städtische und besonders dörfliche Bild wurde von einfachen Hütten geprägt.

Erst im 19. Jahrhundert erhielt die Romanik ihren Namen. Dieser bezog sich auf die enge zeitliche Nähe zur römischen Antike und die Übernahme einiger antiker Baustilelemente (Rundbogen, Pfeiler, Säulen und Gewölbebau). Zur selben Zeit lebte die Faszination für vergangene Stilrichtungen (Gotik, Renaissance, Barock) wieder auf. Die Romanik gewann als Neu- oder Neoromanik kurze Bedeutung. Die Vermischung der vergangenen Stile ist ein Teil des Historismus und wird Eklektizismus genannt.