Lexikon durchsuchen:

Stichwort English Beschreibung
Schwefeldioxid sulphur dioxide Schwefeldioxid ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, welches bei der Verbrennung fossiler schwefelhaltiger Energieträger, bei der Schwefelsäureproduktion sowie Erzaufbereitung entsteht und zum Beispiel von Vulkanen emittiert wird. Im globalen Maßstab sind die natürlichen S02-Emissionen höher als die anthropogenen, wobei in der nördlichen Hemisphäre 90 Prozent der S02-Emission durch menschliche Aktivitäten entstehen.

Mehr als 80 % der anthropogenen S02-Emission in der Bundesrepublik werden durch Kraftwerke, Fernheizwerke, Industrie und Gewerbe emittiert. An den Immissionen in den Ballungsgebieten spielt aber die Heizung von Gebäuden (Hausbrand) die wesentlichste Rolle (niedrige Quellhöhe der Emissionen, Heiztätigkeit vorwiegend in der austauscharmen kalten Jahreszeit). Der Anteil des Verkehrs an der S02-Belastung ist marginal. Die Belastung der Luft in Deutschland durch Schwefeldioxid ist durch viele Maßnahmen (Festsetzung strenger Schadstoffgrenzwerte, Einführung von Rauchgasentschwefelungsanlagen, Verwendung schwefelarmer Treibstoffe) erheblich reduziert worden.
Bei ungenügender Abluftabführung von Heizanlagen im Innenraum, insbesondere bei der Verwendung von festen Brennstoffen, können höhere Konzentrationen von Schwefeldioxid auftreten.

Wirkungen auf die menschliche Gesundheit
Schwefeldioxid reizt als leicht wasserlösliches Gas die Schleimhäute des Auges und der Atemwege. SO2 wird nach Einatmung unter Entstehung von schwefliger Säure an den feuchten Schleimhäuten des Atemtraktes gelöst. Ca. 90 Prozent des SO2 wird bei Nasenatmung bereits im Nasenrachenraum adsorbiert. Nach der Inhalation von SO2 tritt ein erhöhter Strömungswiderstand der Atemwege durch Kontraktion der glatten Muskulatur der Bronchien auf. Epidemiologische Studien zeigen, dass bei erhöhter S02-Exposition vermehrt Erkrankungen und Funktionsstörungen der tiefen Atemwege (Bronchitis, Bronchospasmen, bronchiale Hyperaktivität, Abnahme von Vitalkapazität und Exspira-tionsvolumen) auftreten.

Eine Erhöhung des Atemwiderstandes und eine Behinderung des Gasaustausches zum Beispiel durch Entzündungen führen zu einer verstärkten Herz-Kreislaufbelastung, welche insbesondere für vorgeschädigte und alte Menschen zu einer akuten Gefahr werden kann. Hierbei spielt aber auch der meist gleichzeitig erhöhte Schwebstaubgehalt eine Rolle. Feinstaub transportiert auch das nicht in den oberen Atemwegen adsorbierte SO2 in die Tiefe der Atemwege.
Es ist oft schwierig, Wirkungen bestimmten Expositionen zuzuordnen, da eine Luftverunreinigung immer ein Gemisch vielfältiger Inhaltsstoffe ist.

Bei Kindern wurde eine niedrigere Schwelle für die bronchiale Reagibilität bei gleichzeitiger erhöhter S02-Belastung in der Außenluft und bei Passivrauchen im Innenraum gefunden. Das gleiche Ergebnis zeigte sich bei der Kombination Gasherd in der Wohnung (NO2) und Wohnen in einer S02-belasteten Gegend. SO2 wirkt als Einzelsubstanz bei gesunden Erwachsenen erst in relativ hoher Konzentration (>2000 µ/m3).

Schon bei kurzfristiger Exposition gegenüber 200 µg/m3 SO2 wurden bei Kindern verminderte Lungenfunktionsmesswerte und bei Asthmatikern eine Erhöhung der Anfallshäufigkeit festgestellt. Bei Werten über 500 µg/m3 SO2 in Smogepisoden und gleichzeitiger Schwebstaubexposition von 500 µg/m3 ist eine Erhöhung der täglichen Mortalität bei Vorgeschädigten festzustellen. Bei einer Auswertung von 34 Studien mit Originaldaten über die Beziehungen des Herzinfarktrisikos zu Luftschadstoffwerten wurde festgestellt, dass sich pro 10 µg/m3 Anstieg von SO2 in der Luft die Herzinfarktrate um 1,0 Prozent erhöht (Mustafic et al. 2012).

Prophylaktische Maßnahmen:

  • Die Schwefeldioxidemissionen durch Kraftwerke, Fernheizwerke, Industrie und Gewerbe sind weiter zu reduzieren.
  • Eine ausreichende Abluftabführung der Heizanlagen in Gebäuden ist zu sichern. Das gilt in besonderem Maße bei der Verwendung von festen Brennstoffen.
  • Einzelofenheizung ist weiter durch zentrale Heizanlagen sowie Fernwärmeversorgung zu ersetzen.