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Wohnungsreform housing reform In der Zeit der industriellen Revolution kam es in Deutschland zu einem Phänomen, das später als Bevölkerungsexplosion bezeichnet wurde. Dies führte zu Abwanderungen vom Land in die Städte mit erheblichen Auswirkungen auf die Wohnraumversorgungslage. Es kam zur Erscheinung des Schlafgängertums, eine Art Teilzeitnutzung eines und desselben Bettes. Nachtarbeiter konnten tagsüber in dem Bett schlafen, das Tagarbeiter zur Nacht benutzten. In verschiedenen Bundesstaaten des Deutschen Reiches wurde den Gemeinden zwischen 1893 und 1908 die Aufgabe der Wohnungsaufsicht und Wohnungspflege zugewiesen, die darauf abzielte, diesen Missständen entgegenzuwirken.

Um diese Wohnungsfrage zu lösen, wurde im Verein für Sozialpolitik eine Wohnungsreform großen Stils angemahnt. Gründer und einer der wichtigsten Initiatoren des Deutschen Vereins für Wohnungsreform (ursprünglich: Verein Reichswohnungsgesetz) war Karl von Mangoldt (1868-1945).

Wie sehr die Wohnungsfrage die Öffentlichkeit damals beschäftigte, ergibt sich aus der Teilnehmerliste des von Karl von Mangold federführend organisierten Ersten Allgemeinen Deutschen Wohnungskongresses in Frankfurt am Main. Daran nahmen Universitätsprofessoren (Volkswirte, Soziologen, Mediziner, Statistiker) sowie Reichstagsabgeordnete, Regierungsvertreter, die Oberbürgermeister der wichtigsten Großstädte, Vertreter der Kirchen, der Arbeiter­wohlfahrt, der Frauenvereinigungen, der Mietervereine, der Haus- und Grundbesitzervereine usw. teil.