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Schiffsmühle ship-mill grinder Als Schiffsmühle beziehungsweise Schiffmühle bezeichnet man eine Wassermühle, die auf einem am Ufer befestigten Schiff bzw. einer schwimmenden Plattform in einem Fließgewässer installiert ist. Das Konzept war schon im Mittelalter üblich; sein Vorteil gegenüber einer klassischen Wassermühle besteht darin, dass die Schiffsmühle sich dem Wasserstand des Flusses anpasst. Bei Bedarf kann sie leicht an einen anderen Standort verlagert oder aus dem Wasser gezogen werden. Dies bietet sich etwa bei Eisgang oder Niedrigwasser an. Man kann sie an der strömungsintensivsten Stelle des Gewässers, zum Beispiel an einem Brückenpfeiler, befestigen und dann rund um die Uhr die konstante Strömungsenergie des Flusses nutzen, was bei einer am Ufer erbauten Wassermühle selten der Fall ist.

Eine Schiffsmühle bestand oft aus einem uferseitigen Hausboot mit Wohnbereich der Bedienmannschaft sowie Mahlwerk und dem sogenannten Wellboot. Das Wasserrad befand sich zwischen beiden.

Bereits im Jahr 540 n. Chr. sollen während der Belagerung Roms durch die Ostgoten von den Römern auf dem Tiber Schiffsmühlen eingesetzt worden sein, da die Belagerer alle Aquädukte zerstört hatten. Diese versorgten auch die Wassermühlen Roms, so dass die Versorgung der Stadt mit Mehl in Gefahr geriet.

Nachdem die Schiffsmühlen als Behinderung der Schifffahrt außer Dienst gestellt wurden, sind sie heute unter dem Aspekt der Stromerzeugung wieder interessant geworden. Ein Nachbau einer historischen Schiffsmühle kann in Minden / Westfalen besichtigt werden. Auch in Magdeburg existiert eine nachgebaute historische Schiffsmühle. Hier wurde 2010 eine moderne Version der Schiffsmühle zur Stromerzeugung erprobt. Der Prototyp war 16 Meter lang, sechs Meter breit und leistete 4,5 kW. Das Wasserrad besaß eine Eintauchtiefe von 1,2 Meter.