Der Wohnungsbau sollte eigentlich der Motor der Bau- und Immobilienwirtschaft sein. Neue Wohnungen werden vor allem in den Metropolen dringend gebraucht. Doch die Lage ist angespannt. Teure Energie und die hohe Inflation treiben die Materialpreise in die Höhe, Lieferengpässe sorgen für Verzögerungen und die gestiegenen Zinsen machen die Finanzierung schwerer. Die Zahl der Baugenehmigungen geht zurück. Aufträge werden storniert.

 

Von Januar bis Juli 2022 wurden insgesamt 187.561 Wohnungen genehmigt. Das waren zwei Prozent oder 3.807 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser ging mit 16,1 Prozent besonders stark zurück. Dazu hat vor allem das Auslaufen des Baukindergeldes beigetragen. Familien mit Kindern konnten staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie bis Ende März 2021 eine Baugenehmigung für selbst genutztes Wohneigentum erhalten hatten. Das Baukindergeld trug dazu bei, dass im Zeitraum von Januar bis März 2021 fast 7.400 Einfamilienhäuser mehr genehmigt worden waren als in den ersten drei Monaten des Jahres 2022. Bei den Zweifamilienhäusern blieb die Zahl genehmigter Wohnungen fast unverändert. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen um 7,1 Prozent.

 

Im Wohnungsbau kommt es weiterhin vermehrt zu Auftragsstornierungen. Im August waren 11,6 Prozent der befragten Unternehmen betroffen. Das geht aus der Umfrage des ifo Instituts hervor. Sehr viele Betriebe befürchten Geschäftsrückgänge. Der Erwartungsindikator fiel auf minus 48,3 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Die Lieferengpässe bei Baustoffen haben sich etwas gebessert. „Dennoch ist das Material weiterhin vielerorts knapp und damit teuer“, stellt ifo-Forscher Felix Leiss fest. Die hohen Energiepreise verteuerten das – in der Herstellung oft energieintensive – Baumaterial zusätzlich. Sehr viele Bauunternehmen planen vor diesem Hintergrund weitere Preiserhöhungen.

 

Ursprünglich sollten jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen errichtet werden, damit Engpässe abgebaut werden und der Markt sich stabilisiert. Die in den vergangenen Jahren enorm starken Preissteigerungen von Immobilien werden jetzt durch die hohen Zinsen gebremst, Wohnungen werden aber weiterhin knapp und teuer sein.

 

 

(Foto: © F. Muhammad, Pixabay)

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