Es ist schon eigenartig. Auf der einen Seite ist der durchschnittliche Finanzierungszins für Immobiliendarlehen rein optisch im Bereich um 0,5 Prozent (wobei einige Banken sogar schon einen Negativzins für Hypothekendarlehen angeboten haben sollen!); auf der anderen Seite wird es zunehmend schwieriger für Käufer, überhaupt eine Zusage für ein Immobiliendarlehen zu erhalten. Wir spüren das in extrem langen Wartezeiten bis zu einer endgültigen Zusage, und in Absagen, die unerklärlicherweise und das manchmal nach Wochen des Hoffens dem Kunden ohne Erklärung gegeben werden.

Wie das zusammenhängt, wird derzeit nicht öffentlich diskutiert, zumal sich Kreditinstitute bei den jeweiligen Einzelfällen nicht in die Karten schauen lassen.

Für uns als Immobilienvermittler kristallisiert sich nach zahlreichen Gesprächen mit Finanzierungsvermittlern folgendes Szenario heraus: das allgemeine Ausfallrisiko bei einem Kredit wird aufgrund der großen Unbekannten im Hinblick auf Verlust von Arbeitsplätzen, künftigen weiteren einschränkenden Maßnahmen wie Homeoffice oder Kurzarbeit, sowie zunehmender echter Arbeitslosigkeit mit all ihren Folgen offenbar als der größte Risikofaktor für ein Immobiliendarlehen gesehen.

Erst gestern sagte mir ein Kunde, der bei seiner Hausbank – einer örtlichen Sparkasse – einen Finanzierungsantrag für ein 3-Familienhaus gestellt hatte und auch genehmigt bekam, dass ihn sein Bänker darauf hinwies, dass er (trotz sehr guter Bonität) jetzt erst mal langsam treten müsse. Dazu mussman wissen, dass dieser Kunde davon lebt, alte Häuser im Rhein-Main-Gebiet zu finden, zu kaufen, zu sanieren und zu vermieten, und das mit sehr gutem Erfolg und seit vielen Jahren.

Doch die viel wichtigere Information, die er mir gab, war folgendes: sein Bänker schob ihm die Information zu, dass die Sparkasse zur Zeit überhaupt keine Neukunden – als Erstkäufer von Immobilien – mehr finanziert, weil das Risiko viel zu groß sei. Das Risiko eines ungesicherten Einkommens und daher das Risiko, einen Kredit nicht mehr bedienen zu können, wird also tatsächlich als zu hoch eingestuft. Dieser Fall dürfte sicher nicht der einzige sein.

Und das bei einem Zinssatz von unter 1 Prozent – mit der Möglichkeit einer Tilgung von 4-6 Prozent. Ich erinnere mich durchaus an meine erste Immobilienfinanzierung, mit einem Zins von 6 Prozent für die ersten fünf Jahre, der dann nach Ablauf der Zinsbindungsfrist auf 9 Prozent gesprungen ist – also 50 Prozent mehr an Zinszahlung im Monat! Die Tilgung betrug gerade mal magere 1 Prozent.

Ich denke, wenn die Geldinstitute schon das Geld zu Negativzinsen bei der EZB lagern, dann wäre es doch mehr als gerechtfertigt und ökonomisch in jeder Hinsicht eine Pflicht, es mehr denn je auf den Markt zu schütten, ungeachtet aller Risiken, die vielleicht niemals zum Tragen kommen - und wenn doch, immer noch durch Tilungsaussetzungen in Härtezeiten abgefangen werden können.

Möge mancher Bänker doch einmal darüber nachdenken, was es bedeutet, gerade in diesen Zeiten jüngeren Familien zu einem sicheren Zuhause zu verhelfen.

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